BRANDENBURGER
Eines
vorab: Sollte man Ihnen/ Dir jemals
einen verbrannten Burger anbieten, ist das keine deutsche
Regionalspezialität! - Dennoch hat das Wort „Region“ im Falle der
Brandenburger eine besondere Bedeutung, denn wie alle Neustämme sind sie nach
dem Land benannt, in dem sie entstanden. Bei den meisten dieser Stämme
ist zusätzlich wichtig, dass ihre Länder später zu Teilen des preußischen
Staats wurden, der mit Brandenburg in besonderem Maße verbunden ist.
Man
könnte sogar fast sagen, es ist typisch preußisch, dass die „Mark
Brandenburg“ ein präzises Gründungsdatum hat, den 11. Juni 1157 ... -
Sie ist jedoch älter als Preußen und entstand (wie die anderen
„Marken“) im Mittelalter, auf altgermanischem Boden, der nach der
Völkerwanderung und dem Einfall der asiatischen Awaren (im Jahre 556) dünn
mit Slawen besiedelt worden war. Sie diente zunächst dem Zweck, einen Schutz
für die älteren Gebiete des Reichs zu bilden. Das Land erhielt den Spitznamen
„Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reichs (Deutscher Nation)“,
wegen seiner teilweise geringen Fruchtbarkeit. Dies ist aber nicht für das
ganze Land angemessen.
Die
Siedler stammten am Anfang meist aus Niedersachsen, aus Holland und Flandern,
wo „Sturmfluten“ zu jener Zeit große Verwüstungen angerichtet hatten, sowie
aus anderen altfränkischen Gebieten am Rhein. Der Name Brandenburg kommt
direkt von einer Burg. Der Herrscher wurde „Markgraf in (oder von)
Brandenburg“ genannt. Die Ortschaft
Brandenburg existiert bis heute.
Nun
folgte eine Zeit der Expansion, die auch Pommern für gewisse Zeit zu einem
Teil der Mark Brandenburg machte. Die weitere Expansion von Brandenburg
führte zu einem Konflikt mit dem Deutschen Orden in Preußen. Der Deutsche
Orden gewann und die Brandenburger mussten sich aus dem Gebiet von Danzig
zurückziehen. Der Zugang zur Ostsee wurde später wieder komplett verloren.
Diese Entwicklungen änderten aber nichts an der Bedeutung von Brandenburg,
das sogar ein „Kurfürstentum“ wurde.
- Kurfürstentümer waren jene
sieben Fürstentümer, die nach der „Goldenen Bulle“ (einer Art Verfassung) von
1356 den deutschen König (normalerweise auch Kaiser) wählen durften.
Dies
machte die Herrschaft über Brandenburg aber auch für andere Mächte
interessant. 1373 kam es an die Luxemburger, zu denen Kaiser Karl IV.
gehörte, der es mit Böhmen vereinigte. Obwohl dies „auf ewig“ sein sollte,
änderte es sich schnell ...
Von
viel größerer Bedeutung war die Übertragung an Friedrich VI. von Nürnberg 1415,
einen Angehörigen der Hohenzollern, die ursprünglich aus Schwaben
stammen (siehe Sweben/ Alemannen). Jener Friedrich wurde nun Friedrich der I.
von Brandenburg und machte Berlin zu seiner Residenz!
Friedrich
I. wird Markgraf von Brandenburg. Die Flaggen sind links zwei Reichsbanner
und rechts zwei „Märkische Adler“ sowie zwei Flaggen des Hauses Hohenzollern.
Später
folgte eine zwischenzeitliche Teilung Brandenburgs, aber 1618 begann
sich seine Bedeutung nur umso mehr zu vergrößern, denn in diesem Jahr (kurz
vor dem Dreißigjährigen Krieg) begann die gemeinsame Geschichte mit Preußen.
Seit dem Niedergang des Staats des Deutschen Ordens, war Preußen von
Deutschen besiedelt, aber ein Lehen des polnischen Königs gewesen. Es hatte
nie zum Reich gehört, obwohl es ein Teil von Deutschland war! Nun erhielt der
Kurfürst von Brandenburg dieses Lehen für das Herzogtum Preußen.
Während
dem Dreißigjährigen Krieg floh der Kurfürst nach Preußen, während das Land
und die Brandenburger furchtbar unter der Grausamkeit dieses Krieges zu
leiden hatten. Die Zahl der bewohnten Dörfer halbierte sich! Zur
selben Zeit gewann der Kurfürst von Brandenburg aber die Souveränität des
Herzogtums Preußen (Vertrag von Wehlau). Preußen war nun wieder unabhängig
von Polen und fest mit Brandenburg verbunden. - Das Ergebnis heißt Brandenburg-Preußen.
Die
Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg war eine Zeit des Wiederaufbaus in
Brandenburg. Sie ist auch die dunkelste Zeit der Geschichte des
brandenburgischen Staats, denn dieser versuchte in Westafrika und in der
Karibik (St. Thomas) Kolonien aufzubauen, um sich am weltweiten Sklavenhandel
zu beteiligen. Für Brandenburg wurde dieses Verbrechen aber nicht profitabel
und so verkaufte man die Kolonien bald an andere Mächte.
Für
die Brandenburger viel bedeutender war das folgende Geschehen zuhause:
Nach der Zeit des sogenannten „Großen Kurfürsten“ (Friedrich Wilhelm;
1640-1688), konnte der Nachfolger Friedrich III. am 18. Januar 1701
den Titel „König in Preußen“ annehmen. Preußen gehörte immer noch
nicht zum Reich. Gleichzeitig war Brandenburg (welches ein Teil des Reichs
war!) nun auch ein Teil dieses Staats des neuen Königs ...
Berlin
wurde die Hauptstadt vom Königreich Preußen, da es die
Residenzstadt des „Königs in Preußen und Kurfürsten von Brandenburg“ war.
Entsprechend blieb Brandenburg das Kernland dieses Staates, auch wenn sich
der Name Preußens (des mittelalterlichen Erbes des Deutschen Ordens) genauso
sehr durchsetzte wie dessen Farben Schwarz und Weiß, die mit jenen des Hauses
Hohenzollern identisch wahren.
(1)
Johann Joachim Winkelmann - Der Begründer der klassischen Archäologie
und der modernen Kunstwissenschaft.
(2)
Karl Friedrich Schinkel - Ein brillanter Architekt, der Berlin und
Brandenburg prägte. - Als Künstler gestaltete er 1813, während
den „Befreiungskriegen“ gegen Napoleons Frankreich, auch das Eiserne Kreuz.
Das Eiserne Kreuz basierte auf dem Kreuz des deutschen Ordens und wurde zum
militärischen deutschen Nationalsymbol. Es steht für Treue, Tapferkeit und
Mut (siehe unser Kapitel „Symbole“).
(3)
Der berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt und sein Bruder Wilhelm
(4). Wilhelm unterstützte auf dem Wiener Kongress (1815) eine nationale
Einigung der deutschen Staaten und war ein sehr wichtiger Sprachforscher.
Es
wäre Unsinn, die preußische Geschichte hier weiterzuerzählen (siehe Preußen).
Wichtig ist aber natürlich, dass die preußische Hauptstadt Berlin 1871 zur
Reichshauptstadt wurde (2. Reich). Da Berlin zu dieser Zeit stark wuchs,
war seine Bevölkerung bald größer als jene des Rests von Brandenburg
zusammengerechnet. In der Verwaltung führte dies zu einer Trennung, aber es
muss bedacht werden, dass dies innerhalb des preußischen Staats
geschah. Entsprechend ist die Art der Trennung seit 1945 also etwas komplett
anderes.
Dialekt
und Mentalität verbinden die Brandenburger noch heute, auch wenn es natürlich
Rivalitäten zwischen Berlinern und den ländlicheren Brandenburgern gibt. Das
Verhältnis der Städte Berlin und Potsdam ist dabei ein bisschen wie jenes von
Neu York und Neu Jersey – ein bisschen(!), denn natürlich hatten diese
amerikanischen “Gegenstücke“ nie einen gemeinsamen Staats- und
Stammeshintergrund.
Absolut
typisch für die Brandenburger ist ihr deftiger Humor -
und natürlich auch die „preußischen Tugenden“. Es gibt vermutlich kaum
stolze Brandenburger, die sich nicht auch als „Preußen“ sehen. Der Artikel
„Preußen“ erklärt dies detaillierter. In jedem Falle gibt es keinen Dialekt,
den man so sehr mit Preußen identifiziert, wie die brandenburger Art zu reden
(auch wenn viele heute „Berlinerisch“ sagen ...). Entsprechend wäre es ein
Fehler, hier aufzuhören zu lesen ...
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