Deutschböhmen

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Es gibt drei Unterschiede zwischen den Deutschböhmen und den anderen deutschen Neustämmen:

-   Böhmen gehörte schon lange Zeit vor der großen deutschen Ostsiedlung im Mittelalter zum Reich.

-   Es gehörte später nie zu Preußen, sondern zu Österreich.

-   Sie haben einen zweiten, sehr „jungen“ Namen: Sudetendeutsche

Der Begriff „Sudetendeutsche“ entstand zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert und fasste die Deutschböhmen, Deutschmährer und Schlesier des Kaisertums Österreich zusammen. Eventuell wurde er von tschechischen Nationalisten erfunden, denn das Sudeten-Gebirge an den Grenzen zum Reich ist mit dem deutschen Kulturraum in der Region nicht identisch.

 

Wie die anderen Neustämme, wurden die Deutschböhmen nach ihrem Land benannt  -  und der Name Böhmen bezieht sich auf einen untergegangenen keltischen Stamm namens „Boiern“. Der Name „Bayern“ ist linguistisch hiermit vermutlich ebenfalls verbunden. Neben einer einstigen Besiedelung durch die keltischen Boier ist auch eine Besiedelung durch die germanischen Markomannen nachgewiesen. Die Besiedlung mit Slawen erfolgte (wie überall in Mitteleuropa) nach dem Einfall der asiatischen Awaren (556).

Schon in der Zeit des Fränkischen Königs/ Kaisers Karl dem Großen und dessen Kriegen gegen die Awaren, war Böhmen in eine gewisse Abhängigkeit zum (damals) Fränkischen Reich gekommen. Die Christianisierung erfolgte auch aus Deutschland. 895 huldigten die slawischen Stammeshäuptlinge dem deutschen König in Regensburg. Nach den Einfällen der Magyaren (Ungarn) gab es ein geeintes Herzogtum in Böhmen. Unter einem slawischen Herzog mit großer Präferenz für die deutsche Kultur wurde Böhmen 929 ein Lehen des Reichs/ Kaisers. Das Prager Bistum gehörte zum Erzbistum Mainz.

Die Besiedlung durch Deutsche erfolgte vor allem im Gebiet der Grenze zum bajuwarischen, obersächsischen und schlesischen Kulturraum. Wälder wurden gerodet und das gewonnene Land besiedelt. Bauern kultivierten es.

 

Seit Kaiser Heinrich IV. und Friedrich I. (Barbarossa) gab es einen König von Böhmen innerhalb des Reichs (12. Jahrhundert).

König Ottokar II gründete 1245 den Ort Budweis, der später noch einmal Erwähnung werden wird ...

1253-78 erreichte Böhmen seinen Zenith der Macht. Es kontrollierte nun große Gebiete vom heutigen Österreich. Ottokar II. konnte sogar darauf hoffen, die Kaiserkrone zu erlangen. 1278 verlor er jedoch auf dem Schlachtfeld gegen Rudolf von Habsburg.

1310-1417 ging Böhmen an Könige aus dem Haus der Luxemburger (Franken). Deren Karl I. wurde auch Kaiser, als Karl IV.

 

Das böhmische Wappen

 

1348 gründete Karl IV. die Universität Prag – die erste deutsche Universität von allen!  (Siehe ganz oben: das Sigel der Universität)

Unter seiner Herrschaft wurden Kultur und Wirtschaft gefördert. Abgesehen davon wurde Böhmen nicht von der Pest getroffen. Karl IV. regierte das Reich aus Prag und in der Kanzlei dort entstand die Grundlage für die „Neuhochdeutsche Schriftsprache“.

1419 führte jedoch eine religiöse und tschechisch nationale Bewegung zum 16 Jahre währenden Hussitenkrieg. Nach dem Ende dieses Krieges blieb die Herrschaft über Böhmen ein Anlass für Konflikte  -  meist ist dies jedoch eine Sache der immer gleichen Kämpfe um Macht durch den Adel ...

Um an diesem Punkt ein Bild von einem speienden Hecker zu vermeiden, „ignorieren“ wir dieses Thema hier ...

 

1618 wurde Erzherzog Ferdinand von Österreich, ein Neffe des Kaisers, zum König des mehrheitlich protestantischen Böhmens. Er verbot einen in Prag geplanten „Protestantentag = Protestanten Konferenz“. Danach wurden zwei kaiserliche Statthalter von Protestanten durch ein Fenster in den Burggraben des Prager „Hradschin“-Palastes gestoßen. Dieses Ereignis nennt man „Prager Fenstersturz“. Er war der Beginn einer Rebellion, während der in Böhmen bald ein Gegenkönig gewählt wurde - der junge Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz (fränkisch), der auch der Führer der protestantischen Union war.

Der Dreißig Jährige Krieg begann und Kurfürst Friedrich verlor schnell, da er nicht die Unterstützung der gesamten Union bekam  -  der Krieg jedoch dauerte umso länger ...

Von 3 Millionen Einwohnern Böhmens (1618) waren 1648 nur noch 800.000 am Leben! Eigentlich alle protestantischen Intellektuellen, gebildeten Leute und Künstler waren geflohen.  -  In der folgenden Zeit entwickelte sich Böhmen mehr und mehr zu einer Provinz von Österreich.

 

Die sogenannte „Pragmatische Sanktion“ von 1720 vollendete diese Entwicklung. Nun konnten in Österreich auch Prinzessinnen an die Macht kommen.

Maria Theresia wurde (unter anderem) Königin von Böhmen. Ihr sehr geliebter Mann Franz Stephan von Lothringen (fränkisch) wurde als Franz I. von den deutschen Kurfürsten zum Kaiser gewählt.

 

Im 19. Jahrhundert hatte die Nationalität eine größere Bedeutung erhalten. Die deutschen Worte „Volk  = Nation“ und „Volksherrschaft = Demokratie“ zeigen die Hintergründe schon wie eine Zusammenfassung.  -  Das ist ein bisschen zu einfach, aber natürlich muss man an diesem Punkt nicht aufhören zu erzählen.

Nach der Revolution von 1848 gab es aus der böhmischen Perspektive besondere Probleme:

Es gab eine „Deutsche Nationalversammlung“ in Frankfurt und einen österreichischen „Reichstag“. Beide sollten Verfassungen ausarbeiten. Der Wille der meisten Deutschen, alle deutschen Staaten zu einigen, bedeutete eine Bedrohung für den Traum der Slawen in Böhmen: einen eigenen tschechischen Nationalstaat.  

Ende Mai begann in Prag ein „Slawenkongress“. Am 11. Juni 1848 (Pfingsten) setzte der kaiserliche General Windischgrätz diesem Kongress mit brutaler Gewalt ein Ende, einschließlich dem Einsatz von Artillerie. Trotzdem waren es viele Tschechen, die im Oktober (unter der Führung von Windischgrätz) gegen das deutsche Wien marschierten, welches von republikanischen Kräften kontrolliert wurde. Der Reichstag war durch die Monarchie nach Kremsier in Mähren verlegt worden, wo die politisch rechten Tschechen nun (gegen die Deutschen) die Interessen des Kaisers unterstützen konnten, da die meisten deutschen Abgeordneten im österreichischen Reichstag demokratische Republikaner gewesen waren, die die Deutsche Einheit erreichen wollten.

Das endgültige scheitern der Nationalversammlung 1849 hielt all diese Konflikte für lange Zeit ungelöst ...

 

Es dauerte bis zu einem erfolglosen Krieg Österreichs in Italien (1859) bis die tschechischen Nationalisten wieder gegen den österreichischen Staat arbeiteten. Die tschechische Presse entwickelte in der folgenden Zeit eine wütende Agitation gegen die deutsche Kultur.

Exzesse gegen deutsche Studenten in Kuchelbad bei Prag im Juni 1881 führten bei den Deutschen zu einem ähnlichen Streben nach Trennung. Seit 1883 gelang den Tschechen die Tschechifizierung der Verwaltung auch in deutschen Gebieten, da Beamte nun beide Sprachen können mussten, was Tschechen öfter konnten.  -  Welche Deutschen in Österreich hätten zuvor die tschechische Sprache gebraucht?! ...

Deutsche Bemühungen, die Sprachgebiete politisch zu trennen, scheiterten. Viele Deutsche sahen ihre Identität bedroht. Am 22. Dezember 1886 verließen die deutschen Abgeordneten für lange Zeit den „Landtag“ von Böhmen. Eine weitere Radikalisierung unter den Tschechen verursachte Reformen zum deutschen Vorteil.

Während einer Landesausstellung 1891 demonstrierten die tschechischen Radikalen ihre Position durch Verbrüderungsfeiern mit französischen und russischen Gästen, als Feinden des deutschen Volkes.

 

Diese Entwicklungen des 19. Jahrhunderts passen zur Zeit nach dem ersten Weltkrieg: Die Interessen Frankreichs führten zur Gründung eines anti-deutschen Staats, der so groß und stark wie möglich sein sollte: die Tschechoslowakei. Dass die Deutschen die zweitgrößte Volksgruppe in diesem Staat waren, wird durch diesen Namen natürlich nicht zum Ausdruck gebracht. Dass die meisten Deutschen in deutschen Gebieten lebten, die mit dem Reich (geographisch) verbunden waren, stärkte den Willen, diesen Staat zu verlassen. Zu dieser Zeit wurde der Name Sudetendeutsche wichtig, denn der Fantasiestaat Tschechoslowakei verbot die Bezeichnungen Deutschböhmen, Deutschmährer und Deutschschlesier. Daher unterstützten 1938 fast alle Deutschen die Annexion durch das Reich, obwohl dort das Nazi-Regime herrschte.  -  Alle anderen hatten ihnen nie Hoffnung auf „nationale Befreiung“ gegeben. Ein wenig später verschwand die Tschechoslowakei wieder von den Landkarten. Die Nazis gründeten das „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“. In anbetracht der Verbrechen der Nazis kann es keinen Zweifel geben, dass das „Münchener Abkommen“ schreckliche menschliche Konsequenzen hatte, aber es als „Beschwichtigung“ (englisch: appeasement) zu bezeichnen ist Unsinn! Der Anschluss deutscher Gebiete an einen deutschen Staat entspricht dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Es war nie ein Ausdruck guten Willens jener Mächte, die den Deutschböhmen das Unrecht von 1918 angetan hatten.

 

Oskar Schindler aus Mähren. Er investierte all sein Geld um seine jüdischen Arbeiter zu retten.

 

Nach 1945 wurden etwa 100.000 Deutsche von Tschechen brutal ermordet. Unzählige wurden missbraucht und fast alle Deutschböhmen vertrieben. Die tschechischen Gesetze legitimieren diese Verbrechen noch heute. Umso wichtiger ist es, die Deutschböhmische Kultur zu erhalten! 

 

Gebauter deutschamerikanischer Patriotismus: Ein Mosaik im Haus von Adolphus Busch in Deutschland. Obwohl das Haus in Hessen steht, wird das Bild hier gezeigt, um es mit dem folgenden Absatz zu verbinden ...

 

Sehr bekannt an „Böhmischer Kultur“ ist die Polka, ein Tanz, der in Prag 1835 zum ersten Mal getanzt wurde. Die Polka ist jedoch vermutlich slawischen Ursprungs. Der Name wird entweder mit „Polen“ oder mit dem tschechischen Wort „pulka“ erklärt. Am bekanntesten an der Deutschböhmischen Kultur sind wohl die Biere: Pilsen(er) und Budweis(er) sind zwei bekannte Biere, die nach böhmischen Hauptorten von Bezirkshauptmannschaften benannt sind.

Das amerikanische Budweiser wurde von den beiden deutschamerikanischen Freunden Adolphus Busch und Carl Conrad nach einer Reise durch Böhmen gebraut, um den Amerikanern ein „Lager nach Böhmischer Brauart“ anbieten zu können.  -  War dies erfolgreich?  -  Nur wenn der Name Budweiser unsere Leser in Zukunft an die Deutschböhmen erinnert.

  

 

 

 

 
 

 

1. Sudetendeutsche Flagge. 

2. Sudetendeutsche Flagge ohne Symbol  -  offensichtlich ...

3. Kaisertum Österreich

4. Österreich