THÜRINGER
Die
Geschichte der Thüringer macht den interessantesten Einstieg möglich!
Es
gibt keinen Zweifel daran, dass das Land Thüringen nach dem Stamm benannt ist,
und nicht umgekehrt, doch es ist nicht klar, woher der Name des Stammes
kommt. In der Vergangenheit nahm man meist an, er würde auf dem alten
germanischen Stamm der Hermunduren basieren, und Thüringen wurde im
Mittelalter oft in der Tat als „Düringen“ geschrieben. Jedoch haben
Sprachwissenschaftler diesen Ursprung mittlerweile stark in Frage gestellt
und er hat sehr bemerkenswerte „Konkurrenz“:
-
Lange Zeit vor der Beschreibung des Landes als „Reich der Thüringer“,
beschrieb der Grieche Ptolemäus eine nahe Region als Heim der „Teuriochaimai
= Teurier“.
-
Die überzeugendste (und gleichzeitig auch schönste!!!) Theorie sieht den
Ursprung des Namens Thüringer hingegen bei einem Teil der Goten(!),
den „Terwingen“. Die Terwingen wurden auch als „Teruingi“ aufgeschrieben
und die Thüringer als „Tueringi“. Schon in der späten Antike wurden
sie „verwechselt“! - ... oder nicht verwechselt!
... - (Der Buchstabe „w“ muss übrigens immer als modern erkannt
werden. Früher nannte man ihn auch „Doppel-U“ (wie englisch „double-u“).
Dieses lange „uu“ lässt „Teruuingen“ ziemlich gut zu Thüringen passen).
Es
muss sicherlich nicht erklärt werden, was es bedeuten würde, wenn ein so
wichtiger, aber anscheinend „untergegangener“ Stamm wie die Goten heute (als
Teil des deutschen Volkes) noch existieren würde - einfach fühlen:
Es
gibt noch Goten(?)!!! - Theudiske Goten!!!
...
Die
Archäologie bestätigt den Bezug zu den Terwingen in jedem Falle. Sie kamen in
das Land und taten ihren Teil zur Entstehung der Thüringer, die wie alle
deutschen Altstämme (außer den Friesen) eine Vereinigung kleinerer Gruppen
sind, die in ihnen aufgingen.
Ein
weiterer Stamm der in die Thüringer hinein verschmolz sind Teile der Angeln!!! -
Orts und Gebietsnamen die auf „-engel“ enden, geben der Landkarte
Thüringens fast etwas humorvolles, wenn man den Namen „Sachsen“ daneben
bemerkt ...
... und
dann ist da auch noch die sehr bekannte thüringische Kreisstadt Gotha,
deren Existenz bereits für das Jahr 775 nachgewiesen ist ...
Was
auch zu den Goten „passt“, ist die Tatsache, dass das „Reich der Thüringer“
zum „verschwinden“ neigt. Genau wie die große Gruppe der Ostgoten gerieten
sie wohl eine Weile unter die Herrschaft der Hunnen. Sidonius Apollinaris
berichtete, dass Thüringer auf der Seite der Hunnen in der Schlacht auf den
katalaunischen Feldern kämpfen mussten(451), wo Germanen und Römer gemeinsam
die Hunnen besiegten. - Etwa 480 werden die Thüringer als
Verbündete der Alemannen erwähnt. Um 500 herum war das Reich der Thüringer
die größte Macht im alten Germanien.
100
Jahre später heiratet dann der Thüringische König Irminfried (alias
Herminafried) die Nichte des berühmten Ostgotenkönigs Theoderich,
namens Amalaberga. Der Tod Theoderichs 526 erscheint entscheidend für die
Geschichte, denn dies ist der Punkt, an dem Germanien von einer aggressiven
Politik der Franken unter den (romanisierten/ welschen) Merowingern
erschüttert wurde. Bereits 531 wurde das Reich der Thüringer von den Franken
annektiert. Die Burgunder (ebenfalls Verbündete der Ostgoten) erlebten
dasselbe.
Als
die deutschen Stammesherzogtümer ein Reich ohne die galloromanischen/
welschen Teile des Frankenreichs etablierten, gab es kein Stammesherzogtum
Thüringen. Dies zeigt (wie so viele Teile der deutschen Geschichte), dass die
Menschen für ihre Identität und den Bezug zu ihrer Heimat überhaupt nicht
unbedingt einen Staat brauchen, denn Thüringen als Region überdauerte.
Mitte des 11. Jahrhunderts wurden die Ludowinger hier mächtig und 1130
entstand die „Landgrafschaft Thüringen“ unter ihrer Führung. Neben ihr
entstand die „Thüringer Mark“/ „Mark Meißen“.
Allgemein
kann die Geschichte der Thüringer nicht von der Geschichte der Deutschen
Ostsiedlung und damit auch der deutschen Neustämme getrennt werden. Die
Thüringer waren hier sehr wichtig.
Zurück
auf den Landkarten, fällt Thüringen prompt wieder als Zentrum der deutschen
Geschichte auf: In der Wartburg
kommen die besten Minnesänger zusammen.
- Dieser sogenannte
„Sängerstreit“ auf der Wartburg ging in die Geschichte ein und lebte später
bei Richard Wagner auf.
Doch
als die Ludowinger keinen männlichen Erben mehr hatten (1247), zerfiel
Thüringen. Dabei fiel Hessen an Brabant, was hier wegen der Ähnlichkeit des
hessischen und des thüringischen Wappens besonders erwähnt ist.
Auch
die beginnende Moderne kann nicht von den Thüringern getrennt werden. Martin Luther
übersetzte (versteckt auf der Wartburg) die Bibel ins Deutsche. Thüringen war
das Zentrum der christlichen Reformation und hier (in Schmalkalden) wurde
auch der Schmalkaldische Bund der Protestanten geschlossen, nachdem der
Schmalkaldische Krieg benannt wurde.
Martin Luther und
Johann Sebastian Bach. Zwei sehr bekannte Thüringer aus unterschiedlichen
Zeitaltern. Bach wird auch als der größte protestantische Komponist von
Kirchenmusik bezeichnet.
Wie
die Thüringer so sind, überdauerten sie jede Teilung ... -
und es sollten noch viele Teilungen kommen ... -
aber dafür gewann das Land Thüringen hierbei auch etwas,
denn jeder der winzigen „Staaten“, der hier in den nächsten Jahrhunderten
entstand, baute seine eigene kleine Hauptstadt, sein eigenes Schloss, sein
eigenes Theater und seine eigene Konzerthalle. Es passt, dass einer der
wichtigsten Musiker der Menschheitsgeschichte ein Thüringer dieser Epoche
war: Johann Sebastian Bach –
und später kamen im Städtchen Weimar zwei der größten deutschen
Dichter aller Zeiten zusammen: Goethe
und Schiller! - Beide waren keine Thüringer, aber sie
wurden von einem Umfeld angezogen, dass die Thüringer geschaffen hatten. Die
„Weimarer Klassik“ braucht keinen Vergleich mit der bayrischen
Lederhose zu fürchten, wenn es um die weltweite Wahrnehmung deutscher Kultur
geht ...
Für
die deutsche National- und Demokratiebewegung ist Thüringen ebenfalls von
besonderer Bedeutung. Ein paar Jahre nach der Zerstörung des Alten Reichs
durch Napoleons Frankreich war es Thüringen, dass zum Symbol wurde. 1817
versammelten sich Studenten auf der Wartburg, um (offiziell) das 300.
Jubiläum der Reformation sowie den Sieg über Napoleon in der Völkerschlacht
bei Leipzig (Sachsen) 1813 zu feiern. Beim Wartburgfest wurde das preußische
Schwarz-Weiß am häufigsten gezeigt, um General Blücher zu feiern, dessen
Truppen die Schlacht von Waterloo entschieden hatten, doch die Studenten aus
Jena (Thüringen) zeigten schon die Fahne, die die Thüringer Maid Amalie
Nitschke gestaltet hat, und bald setzen sich die Farben Schwarz, Rot und
Gold in der ganzen Nationalbewegung als Farben der alten Reichssymbole durch.
In der Flagge des Volkes, wurden sie zum Symbol der Einheit aller
Deutschen - vereint, ohne einen gemeinsamen Staat zu haben -
genau wie die Thüringer.
Diese
Parallele bestand 1848/49 fort: Genau wie die Gründung eines freiheitlich
demokratischen deutschen Nationalstaats, scheiterte der Versuch Thüringen zu
einigen. Aber von der Monarchie befreit, entstand 1920 ein Freistaat
Thüringen und im Kulturzentrum Weimar wurde die Verfassung des republikanischen
Deutschen Reichs und damit erneut große Geschichte geschrieben. -
Daher erhielt dieses Deutsche Reich den Spitznamen „Weimarer
Republik“.
Es
gehört auch zur Wahrheit, dass es unter den Thüringern viele Unterstützer der
Nazibewegung gab. Auch dass bei Weimar das Konzentrationslager Buchenwald
existierte, gehört zur wechselvollen Geschichte, genauso sehr wie die
Tatsache, dass in diesem Lager die Kommunisten nach dem Krieg weiter
folterten und mordeten, obwohl Thüringen im April 1945 eigentlich von der
US-Armee besetzt worden war. Die US-Streitkräfte waren aber im Juli abgezogen
und hatten die Thüringer der Sowjetdiktatur des Massenmörders Stalin
überlassen. Von den Kommunisten gerade mit einem neuen Wappen versehen (siehe
unten), wurde Thüringen als Staat schon 1952, wie alle Länder in der
sogenannten DDR*, wieder beseitigt.
1990
wurde der Freistaat Thüringen wiedergegründet.
*
Dieser Staat war nie demokratisch und nie eine Republik (ein
Staat des Volkes)! Diesen Namen einfach zu benutzen wäre inkorrekt,
manipulierend und moralisch falsch.
Wegen
seiner großen Wälder wird Thüringen das „Grüne Herz Deutschlands“
genannt, aber dieser Name passt auch zu seinem Platz in der Geschichte.
Darüber
hinaus ist es ein „Magnet“ für Schnee. Dann entsteht ein weißes Märchenland
zwischen oft besuchten „Feengrotten“ und Historie. Es ist ein Land tiefer
Täler und Burgen auf den Höhen - gebaut um harte Zeiten zu überstehen ...
Man
darf an dieser Stelle auch noch einmal die Goten erwähnen, denn mal ehrlich:
In anbetracht dessen, wie sehr die Thüringer „nicht unterzukriegen“ sind, können
sie nur die letzen Goten sein! ...
Entsprechend
sind die Thüringer ein faszinierender Stamm und eine Inspiration für jeden! -
Nie aufgeben! - Sich treu bleiben! -
... und wer könnte Germerikas Projekt mehr Hoffnung geben als diese
Thüringer!
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